Ja, es
ist spürbar wärmer geworden! Die Berechnung des Windchills, also die Ermittlung der gefühlten Lufttemperatur in Abhängigkeit von der gemessenen Windstärke
hat sich nämlich geändert.
Seit ….. Nov. 2001 (!) gibt es eine neue Berechnungsformel, die
nicht mehr zu ganz so niedrigen Temperaturwerten kommt. D.h. die gemessene
Lufttemperatur fühlt sich bei Wind wohl immer noch etwas kälter an, aber nicht
mehr ganz so kalt. Z.B.:
·
bei +5°C Lufttemperatur und 5 Bft. Wind (= 29-38 km/h) liegt die
gefühlte Temperatur gemäß neuer Berechnungsformel zwischen 0° und -1° C, gemäß
alter Berechnung (nach Sipl/Passel) aber zwischen -6° und -8° C.
Die
bisherige von Sipl/Passel entwickelte
Formel ging von weniger realistischen Messvorgaben, -anordnungen und
–interpretationen aus. Z.B. wurde angenommen, dass die von Wetterberichten
mitgeteilte Windgeschwindigkeit, die in 10 m Höhe gemessen wird, auch noch in
Kopfhöhe herrscht, obwohl in 2 m Höhe die Windgeschwindigkeit nur noch 2/3 so
hoch ist. Dadurch – und nicht wegen der Vernachlässigung des Treibhauseffektes
- ergaben sich zu niedrige Temperaturwerte. (s. hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Windchill
)
Bei der
seit 2001 gültigen Formel ist das und manches andere korrigiert worden. Dennoch
geht auch in diese neue Berechnungsformel nicht alles ein. So werden nicht
berücksichtigt:
·
der
Einfluss des Sonnenscheins (erhöht den Windchillfaktor um +5 bis +10°
C),
·
die
Luftfeuchtigkeit (je feuchter, desto niedriger (gilt bei Temperaturen
unter +10° C),
·
die
Höhe (ausgegangen wird von Meereshöhe, d.h. in der Höhe ist er
niedriger),
·
die
Hautfeuchtigkeit (je nasser, desto niedriger).
Letztlich
ist am Windchill zu kritisieren, dass er mit der Angabe der „gefühlten“
Lufttemperatur vortäuscht, dass es sich um eine „objektive“ Größe
handelt. In Wirklichkeit ist es eine „subjektive“ Größe, d.h. nur der
Einzelne kann sagen, welche Temperatur er fühlt und die ist auch abhängig:
·
davon,
ob wir den Wind als Gegen- oder Rückenwind erleben und wie schnell
wir uns fortbewegen (bisherige Annahme: Fußgängertempo (ca. 4,827 km/h)),
·
vom
subjektiven Kälteempfinden („Kaltduscher“ und „Winterschwimmer“
sind nicht so kälteempfindlich),
·
dem
Körperfettanteil (bisherige Annahme: Mann, 175cm, 75 kg, 35 Jahre),
·
dem
Bartwuchs (je dichter, desto wärmer),
·
von
aufgetragener Haut- bzw. Sonnencreme (je dicker aufgetragen, desto wärmer),
·
und
selbstverständlich von der Bekleidung (inkl. Brille) (je geschützter,
desto wärmer)
·
bzw.
sonstigem natürlichen Windschutz der Umgebung (auf- bzw. ablandiger Wind mit
bzw. ohne Windschutz (z.B. Wald, Steilküste, flacher Sandstrand)).
Wegen
dieser vielen subjektiven Größen verlieren eigentlich alle konkreten
Temperaturangaben zum Windchill an Aussagekraft. Deshalb wird auch fast nur
noch in den nordamerikanischen Wetterberichten die „gefühlte“ Lufttemperatur
prognostiziert. Den europäischen Wetterämtern reichen in der Regel die Angaben
über Lufttemperatur und Windstärke aus. Alle weiteren Interpretationen werden
den Individuen überlassen, die schnell am eigenen Körper spüren und dadurch
lernen, dass es einem kälter erscheint, wenn es windet, und noch kälter, wenn
es stürmt, aber „kuschelig“ warm, wenn man sich bei -5° C im Windschatten von
der Sonne verwöhnen lässt.
Wem das
nicht reicht, sollte sich bei Wikipedia
die Windchill-Tabelle anschauen. Vielleicht genügt einem auch der folgende
Auszug, um sich einen objektivierbareren Eindruck von der „gefühlten“
Temperatur zu machen:
Auskühlungseffekt des Windes
(Windchill) (gültig
seit Nov. 2001)
Windstärke |
tatsächliche Lufttemperatur |
|||
-5° C |
0° C |
+5° C |
+10° C* |
|
„gefühlte“ Temperatur |
||||
3 Bft. =
3,4-5,4 m/s = 12 –
19 km/h |
-10° bis -11° C |
-4° bis -5° C |
+2° bis +1° C |
+8° bis +7° C |
5 Bft. =
8,0-10,7 m/s = 29 –
38 km/h |
-13° bis -14° C |
-6° bis -7° C |
0° bis -1° C |
+7° bis +6° C |
7 Bft. =
13,9-17,1 m/s = 50 –
61 km/h |
-15° bis -16° C |
-8° bis -9° C |
-1° bis -2° C |
+6° bis +5° C |
* Der Windchill hat erst
bei Lufttemperaturen von unter +10°C Bedeutung.
Übrigens,
è www.explorermagazin.de/chilrech.htm
bietet
einen Windchill-Kalkulator an. Man gibt Temperatur (C) und Windstärke (km/h) an
und erhält dann den neuen bzw. alten Wert für die dazugehörige „gefühlte“
Temperatur.
Text: Udo Beier
Link:
è http://de.wikipedia.org/wiki/Windchill